Die Kreuzzüge – Teil 1/6 – Römer und Araber
Wo soll man bei diesem großen und schwierigen Thema beginnen? Versuchen wir uns zurückzuversetzen in das fünfte Jahrhundert nach Christus und denken wir daran, dass das seinerzeit größte Reich einige Jahre später schon zerstört werden wird und zwar das römische Reich. Im Jahre 476 ist der letzte weströmische Kaiser Romulus Augustulus vom Thron gestürzt worden. Damit ist eine lange Imperiengeschichte in Rom zu Ende gegangen. Auf der anderen Seite des Reiches mit dem Zentrum in Konstantinopel (später Byzanz und Istanbul) hat das Reich noch weitere tausend Jahre bestanden und zwar bis zum Jahre 1453. Das römische Reich war am Ende christlich geworden. Das Christentum wurde sogar im vierten Jahrhundert nach Christus zur Staatsreligion erklärt und somit hat sich der christliche Glaube in ganz Europa und auch im Orient ausgebreitet. Wenn wir jetzt in der geschichtlichen Entwicklung weitergehen, dann sehen wir, dass im siebten Jahrhundert sich eine weitere große Religion ausgebreitet hat, nämlich der Islam. Ausgehend vom heutigen Saudi-Arabien ist im Jahre 632, nachdem der Prophet Mohammed gestorben war, der muslimische Glaube ausgestrahlt und es hat sich eine Religion gebildet, die auch mit der Ausbreitung der Herrschaft gewachsen ist. Das Oströmische Reich, das sogenannte byzantinische Reich, war zuvor wieder gewachsen, nachdem es durch die ganzen Wirren der Völkerwanderung oder auch Ethnogenese gegangen ist, bei der sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen verschoben haben. Und doch ist das Byzantinische Reich, vor allem durch den großen Kaiser Justinian I. im sechsten Jahrhundert, wieder zu neuer Stabilität gekommen. Und dieses byzantinische Reich ist nun 200 Jahre später bedroht durch das neue arabische Reich, dass die Nordküste Afrikas erobert und sich im heutigen Israel, Libanon, Syrien bis hin zu den Grenzen des byzantinischen Reiches ausgebreitet hat; und das byzantinische Reich war damals, bevor das arabische Reich sich ausgebreitet hat, das größte Reich. Ihm gehörte die heutige Türkei, der nahe Osten, Ägypten und die Nordküste Afrikas. Aber alles das wurde im siebten und zu Beginn des achten Jahrhunderts erobert. An der Nordküste Afrikas haben die Araber ihre Ländereien in Besitz genommen und sind 711 sogar nach Europa gekommen um dort das heutige Spanien und Portugal zu erobern. Dort kam es 732 zu dieser berühmten Schlacht von Poitiers und Tours, bei der Karl Martell, ein Hausmeier des Frankenreiches die Araber bis hin nach Spanien zurückgeschlagen hat. Die letzte spanische Festung, die in arabischer Hand war hielt sich übrigens bis ins Jahre 1492. Das heißt, dort im Süden Spaniens gab es eine Besatzungszeit oder eine Präsenz der Araber von über 700 Jahren. Das war nicht nur ein Religionskonflikt, sondern es war auch ein reger Austausch im Handel, in der Medizin, in der Wissenschaft und so weiter; also es fand auch eine gegenseitige Befruchtung statt. In Byzanz hingegen, an der Grenze zum byzantinischen Reich gab es auch diese Handelsbestrebungen. Dort handelte es sich aber um die Hauptstadt und sie sollte für die romanoi, die Römer auch bleiben. Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden wie das weströmische Reich musste auch militärischer Widerstand geleistet werden. Aber im Laufe der Jahrhunderte bis zum Jahre 1071 wurde das arabische Reich immer stärker. Es war jetzt nicht nur eine Frage des Glaubens: Klar, es waren muslimische Stämme, aber es gab auch unter diesen arabischen Völkern, wie den Fatimiden und Seldschuken, Diskrepanzen und es gab keinen einheitlichen Führer, was, wie wir später sehen werden, für das Gelingen des ersten Kreuzzuges auch von entscheidender Bedeutung war.